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Fragen: Welche Bedeutung hat Chlodwigs Übertritt zum Christentum?
— Sein Charakter! — Suche auf der Karte die wichtigsten deutschen Staaten
um das Jahr 500: das Land der Angelsachsen, der Franken, der Thüringer
(Unstrut), der Westgoten, der Vandalen, der Ostgoten und später der
Langobarden (Lombardei)! — Wie hat sich das Amt der Hansmeier ent-
wickelt? — „Schlacht bei Zülpich" von Simrock.
36. Mohammed und der Islam.
1. Mohammeds Jugend. Mohammed, d. h. der Vielgepriesene,
wurde zu Mekka in Arabien geboren. Er verlor frühzeitig seine Eltern
und wurde von seinem Oheim, einem reichen Kaufmanne, erzogen. Dieser
gehörte zu den Hütern der Kaaba; in diesem Stammheiligtume, einem
viereckigen, etwa 13 m hohen Gebäude inmitten des Tempels zu Mekka,
ist in der Nordostecke der heilige Stein (ein schwarzer Meteorstein) ein-
gemauert. Ihn soll Gabriel dem Jsmael beim Bau der Kaaba gegeben
haben. Als Kaufmann machte Mohammed viele Reisen und erweiterte
89. Ansicht der Kaaba.
dadurch seine Bildung. Den Götzendienst seiner Landsleute, die hoch-
mütige Werkheiligkeit der Juden und die kleinliche Streitsucht der Christen
lernte er kennen und hassen. Im 25. Jahre heiratete er die viel ältere,
reiche Kaufmannswitwe Chadidja, deren Geschäftsführer er gewesen
war. Sie wurde seine treue Gefährtin, seine Trösterin im Unglück und
seine erste Gläubige. Auch nach ihrem Tode hielt Mohammed sie hoch
in Ehren und nannte sie das Muster aller Frauen.
2. Seine Religionsstiftung. In der Einsamkeit rüstete sich
Mohammed drei Jahre zu seinem Prophetenamte. Aus Elementen der
bestehenden Religionen und eigenen Gedanken stiftete er den Islam,
d. h. gläubige Ergebung in den Willen Gottes. Angeblich hatte ihm der
Engel Gabriel die göttlichen Ratschlüsse offenbart. Durch den Glauben
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Extrahierte Personennamen: Chlodwigs Simrock Mohammed Mohammeds Mohammeds Mohammed Mohammed Chadidja Mohammed Mohammed
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an einen Gott wollte er seine Landsleute vom Götzendienste heilen,
durch die Verheißung eines sinnlichen Paradieses ihre Phantasie
erregen, durch häufige Waschungen, reiche Almosen, langes Fasten
(während eines ganzen Monats), täglich fünfmaliges Beten, Wall-
fahrten nach Mekka und das Verbot des Weingenusses ihre Leiden-
schaften zügeln. Der Glaube an das Fatum, d. h. an ein unabänder-
liches Schicksal, sollte dazu dienen, seine Anhänger mit Todesverachtung
bei der Ausbreitung des Islam zu erfüllen. Seine Lehren wurden von
seinem Nachfolger im Koran niedergelegt. „Es ist nur ein Gott
und Mohammed sein Prophet!" ist gleichsam die Überschrift. Der
Koran enthält nicht nur die Glaubens- und Sittenlehre, sondern auch
die Gesetzesvorschriften der Mohammedaner in Form von Erzählungen,
Reden, Ermahnungen und Verheißungen. Die Gläubigen wurden Mos-
lemin (woraus das deutsche „Muselmänner" entstand), die Oberpriester
Mufti, die Priester Imams, die Mönche Derwische, die Bethäuser
Moscheen genannt; wöchentlicher Feiertag ist der Freitag.
3. Die Ausbreitung des Islam. Die ersten Gläubigen Mo-
hammeds waren sein Weib und seine nächsten Freunde. Als er bei
einem Mahle den 40 Gästen die neue Botschaft verkündete, da wurde
er verlacht, ja endlich zur Flucht nach Medina gezwungen (622). 622
Diese Flucht heißt H e d s ch r a, und von ihr zählen die Moslemin ihre
Jahre. In Medina fand er Glauben und Unterstützung. Mit dem Schwerte,
diesem „Schlüssel zum Himmel", unterwarf er Mekka, zuletzt ganz Arabien
seiner Lehre. Schon hatte er den Plan gefaßt, den Islam mit Feuer
und Schwert ins Ausland zu tragen, als ihn der Tod abrief (632). 632
Sein Grab ist in Medina und noch heute ein Wallfahrtsort.
4. Die Nachfolger Mohammeds. Kalifen hießen die Nachfolger
des Propheten. Sie unterwarfen dem Halbmonde, dem Glaubenszeichen
des Islam, Palästina, Syrien, Persien und die Nordküste Afrikas. Von
hier wurde der Feldherr Tarik von unzufriedenen westgotischen Prinzen
nach Spanien gerufen. Er ging über die Meerenge, die nach ihm
Gibraltar (entstanden aus Gebel al Tarik, d. h. Berg des Tarik) heißt,
besiegte und tötete den Westgotenkönig. Das Westgotenreich ging
711 unter. Diejenigen Westgoten, welche sich nicht unterwarfen, flüch-
teten in die asturischen Gebirge, führten von hier aus einen unablässigen,
erbitterten Kampf gegen die Eindringlinge und eroberten eine Provinz
nach der andern zurück. In diesen Kämpfen zeichnete sich besonders
Rodrigo, der Cid oder Herr, aus. Seine kluge und mutige Gattin
Ximena verteidigte nach seinem Tode die belagerte Stadt Valencia
noch 7 Monate und führte dann die Leiche in der Rüstung auf dem
Pferde mitten durch die erschreckten und weichenden Feinde zur Grabes-
ruhe in ein Kloster. Zwei Töchter des Heldenpaares vermählten sich
mit Prinzen, so daß ihr Blut in das spanische Königshaus kam. Übrigens
gelangte Spanien unter den Mauren (Arabern), die aus Mauretanien
im nördlichen Afrika gekommen und danach benannt waren, zur höchsten
Blüte, und das Land glich einem Garten. Herrliche Bauten, z. B. die
Alhambra in Granada, zierten die Städte; Künste und Wissenschaften,
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammeds Tarik Tarik Rodrigo Ximena
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Christi eine Kirche erbaut hatte, zogen Wallfahrer oder. Pilger in das
heilige Land, um an dem Grabe des Heilandes zu beten. Ein schwarzes
Kleid, ein großer Muschelhut, ein langer Stab und ein Rosenkranz
(kranzartig angereihte Kügelchen zum Zählen der Gebete) machten sie kennt-
lich. Als die Araber Herren des Landes wurden, störten sie die Andacht
der friedlichen Pilger nicht. Aber grausame Erpressungen und Miß-
handlungen erfuhren sie von den späteren Eroberern, den seldschukkischen
Türken. In Unwillen erglühte darüber das christliche Abendland, und
das Verlangen wurde rege, den Ungläubigen das heilige Land zu entreißen.
2. Die wirksame Kreuzpredigt des Papstes. Papst Urban Ii.
hielt selbst eine begeisterte Rede für die Befreiung Jerusalems auf der
Kirchenversammlung zu El er m o nt im südlichen Frankreich und erregte
einen solchen Sturm des Beifalls, daß alle riefen: „Gott will es!" und
Tausende sich das rote Kreuz auf die rechte Schulter hefteten, um als
Kreuzfahrer an der Befreiung des heiligen Grabes teilzunehmen. Ablaß
der Sünden und ewiger wie irdischer Lohn wurde den Kreuzfahrern
verheißen.
3. Die begeisterten Kreuzpredigten Peters von Amiens. Peter
von Amiens, ein französischer Einsiedler, half als Kreuzprediger die
Begeisterung im Volke wecken. Barfuß und barhäuptig, das abgetragene
Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von
Strapazen abgemagert und verwildert, so durchzog er auf einem Esel
Italien und Frankreich und schilderte in feuriger Rede die Not der
Christen und die Frevel der Ungläubigen. Dem Volke erzählte er, daß
Christus selbst ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe.
Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriß
man Peter samt seinem Esel, um nur eine Reliquie (geweihtes An-
denken) von ihm heimzutragen. Der ungeduldige, beutelustige Pöbel
scharte sich um Walter von Habenichts und Peter von Amiens und
brach in ungeordneten Scharen nach Osten auf. Die Juden in den
Städten wurden von ihnen erschlagen und beraubt; unter dem Landvolke
hausten sie wie Räuber. Aber viele wurden schon in Ungarn und Bulgarien
niedergemacht; die übrigen fanden einen elenden Tod in Kleinasien.
4. Der mühsame Zug des Hauptheeres. Unter der Führung
des edlen Lothringerherzoges Gottfried von Bouillon, seiner Brüder
Balduin und Eustach, seines tapferen Neffen Tankred und vieler
edler Fürsten und Herren aus Frankreich und Italien brachen im Sommer
wohlausgerüstete Heerhaufen auf und langten auf verschiedenen Wegen
vor Konstantinopel an. Der griechische Kaiser Alexius nahm die
Fremden mißtrauisch auf und setzte sie erst nach Kleinasien über, als sie
ihm die Lehenshoheit und die Zurückgabe der ehemals griechischen Be-
sitzungen, die sie erobern würden, zugesichert hatten. Das ungeheuere
Heer, mit dem Troß wohl eine halbe Million, drang in Kleinasien ein
und eroberte Nicäa. Aber nun hob die Not erst an. Hunger, Durst,
Seuchen und das Schwert der Feinde rafften Tausende hin; der heiße
Wüstensand war mit Leichen bedeckt. Balduin zog mit seinen Scharen
ostwärts und eroberte jenseits des Euphrat das feste Edessa. Es wurde
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Extrahierte Personennamen: Christi Urban Peters Peter
von_Amiens Christus Peter Walter_von_Habenichts Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Brüder
Balduin Tankred Alexius Nicäa Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Frankreich Amiens Italien Frankreich Ungarn Bulgarien Kleinasien Frankreich Italien Kleinasien Edessa
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das erste christliche Fürstentum und die östliche Vormauer
des heiligen Landes. Das Hauptheer belagerte neun
Monate das prächtige und feste Antiochien. Kaum
war nach entsetzlichen Opfern die ausgehungerte Stadt
durch Verrat genommen, als ein mächtiges Sarazenenheer
herbeieilte und die Sieger einschloß. Die Not in der
Stadt erreichte eine entsetzliche Höhe. Viele aus dem
Volke, ja selbst Ritter ließen sich an Stricken von den
Mauern und flohen zu den Griechen. Manche dieser
„Strickläufer" gingen sogar zu den Feinden über und
schwuren ihren Glauben ab. Da wurde plötzlich der
gesunkene Mut der Belagerten durch Auffinden der
heiligen Lanze, mit der angeblich Jesu Seite durchbohrt
worden war, derart gehoben, daß die halb verhungerten
Kreuzfahrer unter Gesang und mit Todesverachtung sich
auf die Feinde stürzten und sie in die Flucht schlugen.
Antiochien wurde ein christliches Fürsten-
t u m. Durch den Libanon zog nun der Rest des Kreuz-
heeres, bestehend aus 20 000 Mann zu Fuß und 1500
zu Roß, südwärts nach Jerusalem. Endlich erblickten
sie von Emmaus' Höhen die heilige Stadt. „Jerusalem,
Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger mit Entzücken, sanken weinend
nieder und küßten die Erde, alle Mühsale vergessend.
1099 5. Die heldenmütige Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099.
Doch die heilige Stadt war stark befestigt und von 60000 Mann ver-
teidigt. Dem Kreuzheere fehlte alles zu einer Belagerung. Endlich
brachten Schiffe aus Genua Verstärkung, Werkzeuge und Lebensmittel.
Unter den ungeheuersten Anstrengungen wurden nun Belagerungsmaschinen
angefertigt, insonderheit hohe Türme, die man samt ihren Insassen auf
Rädern bis an die Mauer schob. Viele davon wurden aber von
dem unlöschbaren griechischen Feuer zerstört. Nach 39 Tagen kam es
endlich zum Hauptsturm. Es wurde mit beispielloser Tapferkeit, aber
erfolglos gekämpft. Am zweiten Tage begann der Sturm mit vermehrter
Heftigkeit, aber auch die Belagerten verdoppelten ihre Anstrengungen.
Da glaubten die Kreuzfahrer plötzlich auf dem Ölberge einen Ritter in
leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zur
Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich.
Die erste Ringmauer wurde niedergeworfen und der Wallgraben da-
hinter ausgefüllt. Gottfried und sein Bruder Eustach erstiegen von
ihrem Turme zuerst die Mauer; gleichzeitig ward ein Thor nieder-
geranut, und hinein stürmten die rachedurstigen Scharen mit dem Ruse:
„Gott will es!" In grauenvollem Gemetzel fielen Tausende von Türken.
Die Juden wurden samt ihrer Synagoge verbrannt. Die Kämpfer
wateten bis an die Knöchel im Blute. Gottfried aber ging barfuß im
Büßergewande zum heiligen Grabe und dankte Gott knieend für den Sieg.
Auch das Kriegsvolk hörte auf zu morden und zog barfuß und entblößten
Hauptes unter Bußgesängen nach der Grabeskirche, um inbrünstig zu beten.
\07. Lin Kreuz-
fahrer. (Robert v.
d. Normandie.)
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Extrahierte Personennamen: Michael Gottfried Gottfried Gott Robert_v
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
181
56. Die Eroberung Konstuntinopels durch die Türken (1453).
1. Die vordringenden Türken. Das große Reich der Araber
zerfiel in die Kalifate von Bagdad, Kairo und Cordova. In
Bagdad brachte der kunstliebende Harun al Raschid (800) das Reich
zur höchsten Blüte. Von seinen Gelehrten lernte das Abendland den
Gebrauch der arabischen Ziffern, die Algebra oder Buchstabenrechnung
und den arabischen Baustil.*)
Nach ihm kamen die Seldschukken oder Sarazenen zur Herrschaft,
die in den Kreuzzügen erfolglos 200 Jahre bekämpft wurden. Der
Seldschukkenherrschaft machte der Turkomane Osman ein Ende. Sein
Sohn schuf das Fußvolk der Janitscharen. Er ließ nämlich alle fünf
Jahre im ganzen Reiche kräftige und kluge Christenknaben ausheben,
streng im Islam erziehen und in den Waffen üben. Sie wurden der un-
widerstehliche Kern der türkischen Kriegsmacht und der Schrecken Europas.
2. Das verfallende griechische Reich. Nach Justinian siechte das
oströmische Reich langsam dahin. Die Kaiser wechselten rasch, nicht selten
durch Mord. Die Geistlichkeit lag in bitterem Hader mit Rom, bis es
endlich zur völligen Kirchentrennung kam (1054). Besonders heftig
war der Bilderstreit. Die Verehrung der Bilder und Reliquien nahm
in einer Weise zu, daß man eine neue Abgötterei befürchtete. Deshalb
erließ Kaiser Leo der Jsaurier das Gebot, alle Bilder aus den
Kirchen zu entfernen. Dies erregte einen Sturm, der gegen ein Jahr-
hundert das Reich erschütterte. Bilderdiener und Bilderstürmer standen
sich gegenüber. Als ums Jahr 800 die Kaiserin Irene zur Herrschaft
kam, hob sie die Beschlüsse gegen den Bilderdienst auf und gab den
Kirchen ihren Bilderschmuck zurück. Ein späterer Versuch, die Bilder
aus den Kirchen zu entfernen, wurde von der Kaiserin Theodora
zurückgewiesen. Eine von Karl dem Großen nach Frankfurt a. M. be-
rufene Kirchenversammlung hatte sich gegen das Übermaß des Bilder-
dienstes ausgesprochen. Das oströmische Volk versank in Aberglauben,
Trägheit und Genußsucht nach dem Beispiele des Hofes. Handel, Ge-
werbe und alle Staatseinkünfte kamen in die Hände Venedigs
und Genuas. Bürgerkriege und Unruhen hörten selten auf. Von
Norden drangen die Bulgaren, von Westen die Serben vor und
erzwangen sich Beute oder Tribut. Bon Osten erfolgte Stoß auf Stoß
durch die Türken, die zuletzt mit eisernen Armen Konstantinopel, die
Königin zweier Welten und zweier Meere, umschlossen.
3. Die belagerte Hauptstadt. Die Türken führte Mohammed Ii.,
ein ebenso großer Krieger wie Wüterich, die Geißel der Länder und
der Schrecken der Christen. An der schmälsten Stelle des Bosporus
hatte er eine Feste errichten lassen, die den 200 m breiten Wassersaum
beherrschte und den Übergang erleichterte. Dann schritt er zur Belagerung.
*) Die Wörter Alkohol oder Weingeist, Alkoven oder seitliches Schlaf-
gemach eines Zimmers, Alkali oder Laugensalz, Almanach oder Jahrbuch,
Admiral oder Flottenführer, Alchemie oder vermeintliche Goldmacherkunst
u. a. stammen von den Arabern.
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Extrahierte Personennamen: Cordova Harun Leo_der_Jsaurier Leo Irene Theodora Karl Karl Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Bagdad Kairo Bagdad Europas Rom Frankfurt_a._M. Venedigs Genuas
146
und Lieder der Minnesänger bildete
dieses Fest den Glanzpunkt des Mittel-
alters und lebte noch lange in Sagen
und Liedern fort. Zwei Söhne des
Kaisers wurden zu Rittern geschlagen
(Fest der „Schwertleite"), und Friedrich
selbst zeigte sich bei den Kampfspielen
kräftig und gewandt wie ein Jüngling.
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt
nach Italien wurden ihm überall in
dem beruhigten Lande die größten Ehren
erwiesen. Er vermählte in Mailand mit
\\o. Siegel Friedrichs I. W. seltenem Glanze seinen Sohn Heinrich
mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien.
10. Wie er auf einem Kreuzzuge den Tod fand. Aus dem
Morgenlande kam die Kunde, daß der edle Sultan Sa lad in von
Ägypten die Christen besiegt und Jerusalem eingenommen habe. Da
stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen
Kreuzheeres, zog durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich
und rückte siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den
Fluß Saleph sprengte, wie berichtet wird, der Kaiser, um schneller hinüber-
zukommen, mit dem Rosse in die Flut, wurde aber vom Schlagfluß
getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans
1190 Ufer gebracht. Wahrscheinlicher aber ist, daß er beim Baden umkam.
Die Trauer des Heeres war unbeschreiblich. Klagen erfüllten bei Tage das
Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Der Leichnam
wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den
Tod des herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlich-
keit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhäuser, und
das Volk wartete sehnlich auf seine Wiederkehr und des Reiches
Erneuerung.
11. Wie der Kreuzzug traurig auslief. Der Kreuzzug endete
erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard
Löwenherz von England noch zu den Deutschen stießen. Bei der
Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Löwenherz
bitter gekränkt, indem letzterer ihnen ihren Beuteanteil verweigerte und
die Fahne Leopolds von Österreich herabreißen und durch den Kot der
Gassen schleifen ließ.
Deutsche und Franzosen zogen heim; die Engländer aber waren zu
schwach, um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch
einen Vertrag erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis
zum Besuche der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um
im Angesichte Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilandes Grab
nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Lange dauerte es,
ehe Richard nach mancherlei Wechselfällen seine Heimat wiedersah.
Fragen: Welches war das Verhältnis von Kaiser- und Papsttum in dieser
Zeit? — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano? — Was macht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard
Löwenherz_von_England Richard_Löwenherz Leopolds Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Neapel Sicilien Jerusalem Deutschland Ungarn Kleinasien Deutschland Jerusalem Jerusalems Legnano
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300 000 beutelustige Krieger schnitten die Stadt von jeder Landverbindung
ab, und 70 Schiffe wurden auf Brettern, die durch Fett schlüpfrig ge-
macht waren, in den weiten Hafen
geschoben, den eine mächtige Kette
sperrte. Ungeheure Belagerungs-
türme wurden immer näher an die
Stadt geschoben, und Kanonenkugeln
von gewaltigem Gewicht erschütterten
die Grundmauern der Stadt. Bei
Nacht umzog das türkische Lager wie
ein feuriger Halbmond die Stadt.
Bei Tage erscholl das Schlachtgeheul
der Belagerer, der Lärm von Trom-
peten und Pauken, der Donner der
Riesenkanone und das „Kyrie eleison"
(Herr, erbarme dich unser!) der Be-
*3*. Mohammed Ii. lagerten schaurig durcheinander. In
Kupfermedaille im Kgl. Münzkabinett in Berlin. Stadt machten sich in dieser
höchsten Not Feigheit und Habsucht geltend. Nur 9000 Streiter folgten
dem Rufe des Kaisers. Die Reichen vergruben ihre Schätze.
4. Der mutige, aber unglückliche Verteidiger. Konstantin Xii.,
ein redlicher Fürst, verteidigt^ seine Hauptstadt mit großer Tapferkeit.
Die türkische Flotte wurde geschlagen, der höchste Belagerungsturm durch
das flüssige griechische Feuer entzündet, aber trotzdem zog sich die er-
würgende Umstricknng immer enger zusammen. Zuletzt stellten sich Mangel
und Verzweiflung ein. Konstantin verweigerte indes noch immer die
Übergabe. Da begann Mohammed nach fast fünfzigtägiger Belagerung
einen allgemeinen Sturm. Die Janitscharen drangen ein. Ihnen stürzte
sich der Kaiser, der mit den Seinen das Abendmahl genossen und unter
Thränen Abschied genommen hatte, entgegen zum Todeskampfe. Während
er das Hauptthor verteidigte, drangen die Türken durch ein anderes, lange
verrammelt gewesenes ein. Der Ruf: „Die Türken sind in der Stadt!"
raubte den Verteidigern den letzten Rest von Mut und Besonnenheit.
Der Kaiser rief verzweifelt: „Ist denn kein Christ da, der mir mein
Haupt nehme?" Da trafen ihn die Todesstreiche zweier Türken. Andere
Getreue stürzten mit ihm. Des Kaisers Haupt ließ Mohammed auf
einer Säule zum Hohne ausstellen und dann ausgestopft durch die Städte
Kleinasiens senden.
5. Die traurigen Folgen der Eroberung. Das in die Sophien-
kirche geflüchtete Volk verkaufte man in die Sklaverei wie Schlachtschafe.
Das Kreuz wurde von der Sophienkirche geworfen und durch den Halb-
mond ersetzt. Dieser war bis dahin Stadtzeichen von Byzanz ge-
wesen und wurde nun das Wahrzeichen des Islam und des türkischen
Reiches. Die Schätze der Bibliothek wurden vernichtet oder zerstreut,
die Häuser geplündert, die Kirchen entweiht und die Stadt zur türkischen
Residenz gemacht. Entsetzen packte die Christenheit des Abendlandes.
Durch das „Mittagsläuten der Türkenglocken" sollte die Christenheit zu
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Konstantin_Xii Konstantin Mohammed Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Hohne Kleinasiens Byzanz
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Heiligen, zu Altren, wo Teile von den Gebeinen berhmter heiliger Mrtyrer oder ein Stck vom Kreuze Christi u. dgl. ausbewahrt wurden, und betete an diesen heiligen Sttten. Zu solchen Wallfahrten vereinigten sich oft ganze Scharen von Pilgern.
Die Wallfahrt nach dem heiligen Lande galt als die segens-reichste. Wer die weite, beschwerliche Reise dahin unternommen, wer die Sttten gesehen hatte, wo einst Jesus, der Heiland, in der Krippe und im Grabe gelegen, wer aus dem lberg, auf Golgatha oder an dem heiligen Grabe gebetet hatte, der kehrte mit groer Befriedigung zurck. Viele brachten sich wohl etwas Wasser aus dem Jordan mit, in dem Glauben, da dasselbe heilende Wunderkraft besitze, oder etwas Erde aus dem heiligen Lande, die man dereinst in das Grab streuen sollte, weil sie meinten, dann seliger zu ruhen. Der Priester kleidete den Pilger in ein langes Pilgergewand und versah ihn mit Kreuz, Pilger-tasche und Pilgerstab. In allen christlichen Lndern konnten die Pilger auf gastfreie Ausnahme rechnen, und so lange die Araber im Besitze des heiligen Landes waren, dursten sie unge-hindert gehen und kommen. Als aber im 11. Jahrhundert die Trken Herren des Landes wurden, hatten die Pilger viele Drang-sale von ihnen auszustehen. Groe Geldsummen forderten sie von jedem Pilger, der das heilige Grab und andere heilige Sttten besuchen wollte; ja schon der Eintritt in die Stadt Jerusalem war nur gegen Erlegung einer bestimmten Summe gestattet. Da lagen nun oft ganze Scharen armer Pilger vor den Thoren der Stadt, die nicht imstande waren, solche Steuern zu bezahlen, und die dann warteten, bis der Zug eines mchtigen, reichen Fürsten nahte, der sich auch zur Fahrt nach dem heiligen Lande ausgemacht hatte. Da war Hoffnung, da der Fürst und seine reichen Gefhrten fr die armen Pilger bezahlten.
Durch die zurckkehrenden Pilger erfuhr man im Abendlande von den Bedrckungen, denen die Christen im heiligen Lande ausgesetzt waren. Sie wurden mihandelt, beraubt, ihre An-dachten gestrt und die heiligen Sttten beschimpft. Um den Trken das heilige Land wieder abzunehmen, hatten sich schon im Jahre 1096 gegen 100000 Mann aus Europa nach dem Morgen-lande aufgemacht und 1099 war die heilige Stadt Jerusalem wirklich erobert worden. Die Teilnehmer an diesem Zuge trugen ein rotes Kreuz aus der rechten Schulter, deshalb hieen diese Heereszge Kreuzzge und die Teilnehmer Kreuzfahrer.
Da nun die Kreuzfahrer nicht bestndig in Palstina bleiben konnten, so versuchten die Trken ihren frheren Besitz zurck-zuerlangen.
f) Friedrichs Kreuzzug und Tod 1190. Wenige Jahre nach dem Feste zu Mainz drang aus dem Morgenlande die Kunde
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Extrahierte Personennamen: Jesus Golgatha Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Christi Jerusalem Europa Jerusalem Palstina Friedrichs Mainz
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nach Deutschland, da der trkische Sultan Saladin die Christen besiegt und Jerusalem wiedererobert hatte. Da entschlossen sich viele, nach dem heiligen Lande zu ziehen, um den Trken Jeru-salem wieder zu entreien. An die Spitze dieses Kreuzzuges stellte sich Kaiser Friedrich. Von Deutschland ging es zunchst nach Ungarn, dann nach Konstantinopel und der das Meer nach Kleinasien. Aber gar groe Mhen und Beschwerden war-teten hier der Kreuzfahrer. Ein Teilnehmer an dem Zuge schrieb in einem Briese an einen in Deutschland zurckgebliebenen Freund: Arge Hungersnot begann unter uns zu herrschen. Wein und Mehl fehlten ganz, und oft genug habe ich mit anderen Pserde-fleisch essen mssen. Die Pferde erlagen auch dem Mangel, weil wir weder Getreide noch Saat, noch Gras fanden. Dazu be-unruhigten uns die Trken bei Tag und Nacht." Doch der greise Kaiser hielt sein Heer mit eiserner Faust zusammen und wagte noch gegen ein berlegenes trkisches Heer eine Schlacht, die er binnen sechs Stunden gewann. Es war seine letzte Waffenthat. Denn bald darauf ertrank er in einem Gebirgsflusse Kleinasiens (1190). Derselbe Kreuzfahrer, der uns der die Beschwernisse des Zuges berichtet hat, erzhlt der den Tod Friedrichs: Der Kaiser durch-ritt zur Abkrzung des Weges ein reiendes Wasser in den Thlern des Gebirges, und er kam wohlbehalten an das andere User. Als er hier gespeist hatte, gedachte er nach den unzhligen und unertrglichen Mhen, welche er schon monatelang erduldet hatte, in demselben Flusse zu baden und durch Schwimmen sich zu erfrischen. Hierbei ertrank er nach Gottes Ratschlsse. Ein beweinenswertes, unerwartetes Unglck! Seine irdischen Reste trugen wir mit uns hinweg."
So endete Barbarossa, während eben die Kunde seines Sieges die Trken in Furcht und Bangen setzte und Saladin selbst sich schon verloren gab. Den Zeitgenossen und insbesondere seinem treuen Volke schien dieser pltzliche Tod aus einer so heiligen Fahrt so unglaublich, da bald das Gercht umlief, der groe Kaiser sei gar nicht ertrunken, sei vielmehr von feindlichen Reitern berfallen und hinweggefhrt oder gar etwa bei einer Jagd in geheimnisvoller Weise entrckt" worden und werde dereinst wiederkommen.
g) Ende und Folgen der Kreuzzge. Nach Friedrich Rot-barts verhngnisvollem Zuge in das heilige Land wurden noch mehrere Kreuzzge unternommen, aber sie hatten alle keinen dauernden Erfolg. Allmhlich kamen alle christlichen Besitzungen in Palstina wieder in die Hnde der Trken. Das war der Ausgang der Kreuzzge, die beinahe 200 Jahre gedauert und 6 Millionen Christen das Leben gekostet haben. Aber diese Heereszge haben doch wichtige Folgen fr Europa gehabt. Durch
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich Friedrich Friedrichs Barbarossa Barbarossa Friedrich_Rot-barts Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Jerusalem Deutschland Ungarn Konstantinopel Kleinasien Deutschland Kleinasiens Friedrichs Gottes Palstina Europa